Kdepak ty, ptáčku, hnízdo máš
In meinem liebsten tschechischen Weihnachtslied kommt das Wort „Weihnachten“ nicht vor. Dennoch können sich viele Tschechen, mich eingeschlossen, ihr Weihnachten nicht ohne es vorstellen.
In der englischen Version heißt das Lied: „Where is the end of the deep blue sky?“ Sie können es im Abspann des tschechisch-deutschen Filmklassikers „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ hören, dem schönsten Märchen und besten Weihnachtsfilm überhaupt!
Ich erinnere mich, wie ich den Film zum ersten Mal sah, als er vor fast fünzig Jahren herauskam. Für mich als Sechsjährige war dieses Aschenputtel - oder Popelka- eine Offenbarung. Sicher, sie war schön und sie bekam ihren Prinzen. Aber viel wichtiger war, dass sie temperamentvoll, witzig und unabhängig war. Sie konnte auf Bäume klettern, jagen und reiten. Sie hatte einen Hund und eine Eule. Diese Popelka faszinierte mich. Sie war so anders als alle anderen, die ich kannte, sie war so cool! Ich - und so ziemlich jedes Kind in der damaligen Tschechoslowakei - wollte so sein wie Popelka oder sie zumindest zur Freundin haben. Und ich wollte unbedingt ein „richtiges Pferd, nicht nur ein Spielzeug“ zu Weihnachten in diesem Jahr.
Popelka zeigte mir, dass es für ein Mädchen in Ordnung ist, seine Meinung zu sagen, aktiv zu sein und einen Traum zu verfolgen. In gewisser Weise habe ich an diesem Weihnachten meinen Weg nach Bern eingeschlagen. Und das Lied hat die Kraft, mich in jenes schlecht geheizte Kino in meiner Heimatstadt zurückzubringen, mich an ein ganz persönliches Weihnachtswunder zu erinnern.
P.S. Ich warte immer noch darauf, ein echtes Pferd unter meinem Weihnachtsbaum zu finden...
(K. Fialková)